Residenzstadt Brühl

Wenige Autominuten von der Kölner Stadtgrenze entfernt, findet der Besucher ein barockes Kleinod: Schloss Augustusburg und das ehemalige kurfürstliche Jagdschloss Falkenlust. Als Bonn noch Bundeshauptstadt war, begrüßten die jeweiligen Regierungschefs hier hohe Staatsgäste: Queen Elisabeth II, Nelson Mandela, Michael Gorbatschow …

Eine Führung durch das Schloss lässt die Zeit lebendig werden, als sich hier der Erbauer, der Kölner Erzbischof und Kurfürst Clemens August von Wittelsbach, des Sommers aufhielt oder auf Falkenlust der Falkenjagd nachging, einer seiner Lieblingsbeschäftigungen. Inspirierend ist ebenfalls ein Spaziergang durch den barocken Garten. 1984 nahm die UNESCO das Ensemble aus Bauten und Gärten in die Liste des Weltkulturerbes auf.

Den Residenzcharakter vernimmt der Besucher auch auf einem Spaziergang durch die Stadt. Hier lohnt zunächst der Blick in die Franziskanerkirche St. Maria von den Engel, die auch Schloßkirche war. Der erste Eindruck ist verblüffend, wenn Sie die gotische Kirche mit der barocken Ausstattung erleben. Hier verstehen Sie dann auch, wie es für Kurfürst und Erzbischof Clemens August möglich war, den Gottesdienst von seinen Gemächern aus zu erleben, ohne in der Kirche zu sein. Es mangelt natürlich nicht an barocken Engeln, aber es lassen sich auch moderne Variationen finden. -Kurfürst Clemens August beauftragte 1735 Balthasar Naumann, der bereits Schloss zuvor in Schloss Augustusburg Arbeiten ausgeführt hatte, mit der barocken Ausgestaltung der Schlosskirche, die lange Zeit auch Klosterkirche war.

Am Marktplatz stehen die ältesten erhaltenen Häuser Brühls, die anderen gingen bei verheerenden Stadtbränden unter. Deswegen stammt auch das Rathaus aus dem 19. Jahrhundert. Hier entdecken Sie schnell das Haus, dass sich Gerhard Cadusch aus Abfallmaterial des alten Schlosses errichtete. Das war möglich, weil er Bauführer unter Conrad Schlaun bei der Errichtung des neuen Schlosses war. Doch dann fiel er in Ungnade und wurde später doch wieder gebraucht. Von den Stadtbränden verschont blieben die gotische Pfarrkirche St. Margareta (mit modernen Fenstern des Glasmalers Hermann Gottfried).

Bevor wir einen Blick auf die Sommervillen, die im 19. Jahrhundert entstanden, und die einheitlich gestaltete Siedlung für Grubenarbeiter aus dem 20. Jahrhundert werfen, gehen wir am Geburtshaus des berühmtesten Sohns der Stadt vorbei. Hier wurde 1891 Max Ernst als Sohn eines Staubstummenlehrers geboren.

Ein anderer berühmter Sohn der Stadt ist Friedrich Theodor Giesler (1893-1870), der zusammen mit Gottfried Mumm 1827 in Reims die Champagnerfabrik Mumm & Co gründete. Später gründete er in Brühl die Giesler-Brauerei, besaß viele Braunkohlegruben und war der größte Großgrundbesitzer in Brühl. Die Giesler-Brauerei wurde 2005 abgerissen. Nur das unter Denkmalschutz stehende Sudhaus blieb erhalten und ist heute die Augenweide im Einkaufszentrum  „Giesler-Galerie“.